Sonntag, 30. März 2014

Brione


Diesen Frühling besuchten wir mal wieder Brione im Valle Verzasca. Nachdem der grösste Teil des Schnees weggeschmolzen war, stiegen die Temperaturen schnell weiter an. Ich hatte bisher nur drei der zahlreichen Klassiker geklettert und so steuerten wir am ersten Tag gleich den wunderschönen Molonk-Block an. Obed konnte "Molonk" ziemlich schnell klettern. Ich selbst fühlte keine Spannung im Körper und konnte die Züge nur mit Müh und Not zusammenhängen. Obed musste unbedingt noch den perfekten "Bach Bloc / Sonnenanbeter" (Bild unten) machen. Später suchten wir den kleinen Block von "Amber" in den Wäldern, den wir schliesslich fanden. Der Fels könnte wirklich nicht mehr besser sein und wir begannen gleich damit, die Züge zu entschlüsseln. Matthias sah von Beginn weg sehr stark aus und ich selber war erstaunt, dass ich trotz meiner Müdigkeit ziemlich schnell alle Züge bis auf den Ausschwinger machen konnte.

Nächstes Mal steuerten wir nach dem Aufwärmen gleich "Real Pamplemousse" an. Die Griffe sahen fantastisch aus, doch beim ersten Probieren mit dem Hook knallte es in meinem linken Knie und es fühlte sich nicht mehr so geschmeidig an. Ich konnte nicht mehr weiterprobieren, da sich jeder Hook mit links sehr schmerzhaft anfühlte. Stattdessen ging ich mit Matthias zu Amber. Der Ausschwinger gelang mir diesmal einzeln, doch richtig stark fühlte ich mich nicht. Ganz anders Matthias, der fast bei jedem Versuch durch den unteren Teil spazierte und dann oben an der Kante abschmierte. Schliesslich warteten wir auf die kühleren Abendstunden. Nach einer langen Pause, in der wir auf der Suche nach unbekannten Problemen durch die Wälder irrten, konnte Matthias Amber klettern.

Der Abend war dann von der seriöseren Sorte. Nach einer kurzen Nacht mit Ausdauertraining in luftiger Höhe waren Obed und ich schon wieder übermotiviert. Doch als wir schliesslich am Fels waren, hoben wir kaum ab. Remo holte sich eine beeindruckend lockere Begehung von "Wie im Urlaub", während der Rest inklusive mir nicht genau wusste, wie man an diesem abschüssigen Sloper bei Urlaubstemperaturen ziehen sollte. Ganz in der Nähe von "Wie im Urlaub" liegt eine der besten Reibungsplatten im Flussbett. Auf der linken Seite hält man eine stumpfe Kante, an der man sich sorgfältig hocharbeitet. Schlussendlich konnten wir alle dieses Problem entschlüsseln. Mittlerweile war auch Matthias wieder am Start und obwohl er noch recht wacklig auf den Beinen stand, holte er sich eine Blitz-Begehung von "Entwash". Remo folgte kurze Zeit später. Natalie kam sehr weit in der hohen Platte in der Nähe von General Disarray. Remo, Ties und Matthias konnten alle einen namenlosen Dyno klettern. In der Dämmerung konnte Matthias in einem epischen Kampf gegen das Abrutschen den Highball mit dem Sprung neben General Disarray abhaken. Ich selbst konnte in Brione nicht sehr viel klettern, dafür habe ich eine Unmenge an Projekten für nächstes Jahr gefunden. Merci an alle für die gute Zeit in Brione!

Donnerstag, 20. März 2014

Schattental


Der Winter im Tessin war sehr regnerisch. Mit dem März kam das bessere Wetter und schnell stiegen auch die Temperaturen. Ich war sehr motiviert wiedermal im Schattental zu klettern. Die fantastische Linie von "Nobody ist der Grösste" stand schon seit längerem weit oben auf meiner Liste. Der Stehstart ist für sich schon ein absolut lohnendes Problem. Eine guter Sloper wird beidhändig angesprungen, danach kämpft man sich an den abschüssigen Griffen bis zu einem Topout, bei dem man problemlos noch fallen kann. Der Sitzstart fügt einige schwierige Züge hinzu. Die Crux ist ein langer Blockierer (Bild unten) von einer sehr schlechten Leiste zum guten Sloperband des Stehstarts. In der ersten Session erwischte ich das Sloperband nicht richtig und fiel. Ich dachte, dass ich den Boulder ausgeruht und mit guter Haut schnell abhaken könnte.

Ein anderer Traumboulder im Schattental ist "Midnight Lightning over Ticino", von niemand geringerem als Dave Graham erstbegangen. Das erste Mal hatten wir nicht so viele Pads dabei und ich kannte den Ausstieg nicht. Zwei Tage später war ich zuammen mit Sebastian mit mehr Matten wieder da. Er beruhigte mich auch ein wenig, dass der Ausstieg sehr einfach sei. Von unten sind dort beinahe keine Griffe zu erkennen, es hätte jedoch versteckte Leisten und Löcher. Die Startzüge, die schwierigsten des ganzen Boulders, gelangen mir heute gerade auf Anhieb und zusammen mit mehr Matten und Sebastians aufmunternden Worten konnte ich "Midnight Lightning over Ticino" gleich klettern. Der Ausstieg ist wirklich nicht mehr schwierig, der Boulder gehört für mich zu den besten hier.

"Nobody ist der Grösste" gab ich schnell wieder auf. Die Temperaturen waren für meine Fingerkraft und Haut schon viel zu hoch und ich rutschte aus den Griffen. Wir beschlossen uns Luki und Dani anzuschliessen, die gerade im Flussbett unterwegs waren. Kurz probierten wir erfolglos den Graham One-Mover "Neverland" bevor wir uns zu "Placebo" (Bild unten), auch ein Graham-Problem, aufmachten. Ich kletterte einfach mal drauflos und fiel, da ich im Schlüsselzug nicht den richtigen Griff angesteuert hatte. Sebastian erklärte mir seine Beta und im zweiten Versuch konnte ich den Boulder sauber durchziehen. Am Abend bekam ich Asyl von Dani. Er lieh mir alles aus, was ich zum Übernachten brauchte, da ich nicht geplant hatte, zwei Tage zu bleiben.

Am nächsten Morgen war es beinahe noch wärmer als am Vortag. Im Flussbett kletterten wir einige friedliche Boulder. Dave und Manu konnten beide schnell "River Plate", eine lange Slopertraverse, klettern. Michi holte sich eine seriös erkämpfte Begehung von "Goliath" (siehe Video), in der Thomas ganz knapp beim Schlüsselzug rausfiel. Gegen Nachmittag wollten Luki, Manu und ich "Fairplay" probieren. Dieser kleine Boulder hat für die hohen Temperaturen ziemlich scharfe Leisten. Glücklicherweise konnte ich die Linie gleich flashen und musste mich somit nicht zu lange quälen. Luki hatte schon vom "Placebo" ein Loch im Finger. Manu konnte "Fairplay" und ganz zum Schluss noch "Powerstrips" klettern.