Sonntag, 3. März 2013

Fontainebleau - The Magic Forest

Erster Besuch im Mekka des Boulderns
Von Fontainebleau hört man viel - und es ist beinahe eine Schande, sich als Boulderer zu bezeichnen, wenn man nie diesen Ort besucht hat. Darum gab es nur eine mögliche Antwort auf Enzos Anfrage, übers Wochenende kurz nach Frankreich zu fahren. Die Vorfreude war gross. Unendlich geniale Linien gäbe es dort, man könne sich kaum entscheiden. Es stimmt wirklich!

Als wir endlich im lang ersehnten Wald von Fontainebleau ankommen, steuern wir gleich die Rocher aux Sabots an. Zuerst deutet nichts auf das gewaltige Kletterpotenzial - abgesehen von vereinzelten Steinen, die wir schon von der Autobahn aus gesichtet haben. Doch plötzlich tauchen aus dem Wald Felsen auf und schnell verlieren wir uns in diesem Labyrinth aus Blöcken. Réglette à Calcul heisst der erste Felskontakt in Bleau. Die überhängende Kante von Chapeau Chinois gleich daneben zieht uns als nächstes an. Die Strukturen des Gesteins sind phänomenal. Der nächste Klassiker des Gebiets nennt sich L'Oblique. Auf die ersten Moves folgt ein Sprung an die Kante und der Mantle oben raus ist einfacher, als es auf den ersten Blick scheint. Vorhin fiel uns die überhängende Wand von Jet Set (Bild links) auf. Kurze Zeit später sind die Matten unter diesem Dyno ausgelegt. Obwohl wir nur schon in diesem Gebiet genug zu Bouldern für einen viel längeren Trip hättten, ziehen wir weiter. Auf Umwegen gelangen wir zum Le Toit du Cul de Chien. Der Bleau-Boulder schlechthin muss natürlich auch geklettert werden. Später probieren wir einige anspruchsvollere Klassiker, sind aber nirgends mehr erfolgreich. Trotz viel Felskontakt ist noch genug Haut auf den Fingerkuppen. Der Fels hier hat verglichen mit den Tessiner Blöcken eine viel grössere Reibung und ist dennoch hautschonender.


Das nächste Ziel unserer Bleau-Reise ist Bas Cuvier. Wir verbringen eine grosse Zeit mit dem Klettern von einfachen Bouldern. Auch diese sind hier genial und manchmal gar nicht so einfach. Ein absolutes Muss in diesem Sektor ist La Marie Rose. Diese Platte wurde durch die Erstbegehung René Ferlet 1946 zum ersten 6A-Boulder der Welt. Zudem ist es einer der wenigen Stücke Fels auf diesem Planeten, wo der tschechische Ausnahmekletterer Adam Ondra seine Menschlichkeit zeigte. Ihm rutschte der Fuss weg (siehe Video). Jedoch wird dieser Ausrutscher oft als Täuschungsmanöver gedeutet, um die eindeutigen Indizien auf übernatürliche Kräfte zu vertuschen, denn Ondra flashte auf demselben Trip viel härtere Boulder wie zum Beispiel Gecko assis 8B. Jedenfalls freuten wir uns schadenfreudig, dass wir etwas flashen konnte, wo Adam scheiterte. Schliesslich kommt das nicht alle Tage vor.

Unser nächstes Ziel ist überhängender und bizepslastiger. Le Biceps Mou - der Name des Boulders verrät es schon. Dennoch ist es kein pures Kraftproblem. Jeder Zug muss sitzen - ein schöner Boulder. Corto Maltese (Bild rechts) ist wieder weniger steil - typischer Fontstyle. Ein Griff ist leider gechippt worden, doch der kann gut rechts liegen gelassen werden. Diese Sloperboulder gefallen uns immer besser und uns sticht La Conque à Doigt (Bild oben) ins Auge. Der Boulder besteht aus einem weiten, relativ einfachen Startzug und einem knallharten oben-raus-robben. Wir versuchen, pressen, rutschen - aber immerwieder gewinnt die Gravitationskraft. Erst ganz am Schluss nach gefühlten tausend Versuchen löst sich das Problem plötzlich ganz wehrlos. Wir haben eine Riesenfreude an diesen Auflegerbouldern. Zehn Meter weiter wartet Banlieue Nord direct. Nach den vorigen Mühen kommt uns diese Linie geradezu gütig vor. Zusammen mit zwei Franzosen würgen oder tänzeln wir die hohe Platte La Borniol hinauf. Später pilgern wir weiter in die Franchard Cuisinière und Franchard Isatis. Wir klettern viele einfachere Linien wie Saut de Puce, Coup de Rein und Retabonomie. Boulder wie Karma oder Miséricorde sehen unbeschreiblich gut aus. So etwas müsste man vor der Haustüre haben. Unsere Haustüre ist leider sechs Stunden entfernt. Aber wir kommen wieder!


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