Montag, 30. Dezember 2013

Ticino II


Im Dezember hat es uns wieder einige Male ins Tessin verschlagen. In Chironico haben wir ein paar ältere, (für uns) fast schon vergessene Projekte angegangen. Bei meinem ersten Besuch in Chironico am 2. Oktober 2010 zusammen mit Andri war  « New Age »  der erste Block, den wir gesehen haben. Jedoch haben wir das Problem damals nicht versucht. Als wir anfangen zu probieren, erscheint Sebastian und gibt uns einige gute Tipps, mit deren Hilfe ich den Boulder schnell klettern kann. Der Boulder hält einige der besten Züge an durchwegs angenehmen Griffen bereit. Der erste Teil führt an leicht abschüssigen Leisten aus dem Überhang hinaus. Im zweiten Teil gilt es den Mantle zu bezwingen. New Age ist ein absolut lohnendes Problem. Obed, der am Tag zuvor im Minimum am Wettkampf mitgemacht hat, und Sebastian klettern die schöne Linie Diagon Halley (Bild unten) und die kräftige Pink-Lady links davon.

Nachdem uns Sebastian vom  « Willenberg Dach »  erzählt hat, dass er mit einer für ihn sehr einfachen Lösung klettern konnte, sind wir motiviert, diesen Boulder auch mal wieder anzugehen. Jedoch finden wir keine gute Lösung für den zweiten Teil. Nach einigen hoffnungslosen Versuchen taucht Dodo auf, der sich als unser Retter entpuppt. Er hat das perfekte Beta auf Lager und somit steigt auch unsere Motivation wieder. Die Schwierigkeit liegt mehr in der Anzahl der Moves, in denen man sich keine grossen Fehler erlauben darf. Während den ersten Versuchen gelingt es mir nicht, alles richtig zu machen. Plötzlich klappt jedoch alles perfekt und ich klettere fehlerfrei und relativ locker bis zur Dachkante. Die Finger sind jedoch aufgrund der langen Kletterzeit ausgekühlt und zusammen mit der aufkommenden Müdigkeit muss ich mich für den letzten, eigentlich einfachen Zug an den Henkel nochmals zusammenreissen. Mättl klettert den Boulder gleich anschliessend, jedoch im Gegensatz zu mir bis zum Schluss kontrolliert und scheinbar anstrengungslos.

Nach dem letzten gescheiterten Versuch in Brione zu klettern, wagten wir einen zweiten Anlauf. Der Fels ist wirklich nochmals besser als in den anderen Gebieten. Er ist hautschonender und hat trotzdem eine gute Reibung. Wir waren derart begeistert von der Gesteinsqualität und den Linien, dass ich besser gar nicht zu schwärmen anfange. Hier im Verzascatal fanden wir eine Menge neue Projekte. Ein Dankeschön geht an Prisca, die uns den Standort einiger Boulder erklärt hat, die wir ohne sie nie so schnell gefunden hätten. Wir werden so schnell wie möglich wieder kommen...

Marc im Bach Bloc, einem der vielen perfekten Boulder in Brione.

Aufgrund der Schneefälle Mitte Monat genossen wir auch wieder Mal einen Bouldertag in Cresciano. Hier war es jedoch so sonnig und friedlich warm, dass wir nicht allzu viel geklettert sind. Der einzige sportliche Erfolg des Tages war eine Begehung des Cresciano-Megaklassikers  « Slopy Traverse » . Wir haben zwar nicht rausgefunden, ob es die Schönheit der Moves oder die einzigartige Linie waren, die diesen Boulder zum Klassiker gemacht haben. Jedoch ist er nun schon ein Klassiker und die muss jeder irgendwann einmal klettern. Wir haben es jetzt hinter uns...

Sonntag, 24. November 2013

Ticino

Die Session im Meiental war für uns der letzte Bouldertag nördlich des Gotthards in diesem Jahr. Zusammen mit Roby bin ich wenige Tage später wieder im Tessin unterwegs. Leider sind die meisten Blöcke nass und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Viele unserer Projekte können wir gleich wieder vergessen. Wir entscheiden uns irgendwann für einen Abstecher in den 101-Sektor und hoffen dort trockenen Fels zu finden. 
Konkret wollen wir « Worthless Everything » probieren. Diesen kleinen, kurzen Boulder haben wir beide schon früher versucht, jedoch noch nicht klettern können. Worthless Everything startet mit einem weitem Zug mit der linken Hand aus einem Hook an eine abschüssige Leiste. Für die rechte Hand gibt es einen Pinch rechts daneben. Der letzte Zug an die Kante ist schlussendlich der Schlüsselzug. Dieser Dyno fühlte sich während den ersten Versuchen speziell an, mit der Zeit ging es aber ziemlich gut. Mit dem linken Fuss konnte ich auf dem Tritt stehen bleiben. Obwohl das Intro zu diesem Dyno nicht lange ist, fühlt sich der Sprung vom Start her deutlich schwieriger an. Bei dynamischen Moves sinkt die Präzision immer schon bei geringster Ermüdung... In Worthless Everything ist jedoch nicht enorm viel Genauigkeit erforderlich, denn die Kante oben ist überall gut. Nach einigen Aufwärmversuchen gelingt der Sprung schliesslich (Bild unten), jedoch ohne dass der linke Fuss stehen bleibt. Worthless Everything ist anders als die meisten Linien im 101: ziemlich kurz, mit nur wenigen Moves. Diese wenigen Moves sind jedoch perfekt, darum lohnt sich der für Chironico-Verhältnisse lange Zustieg allemal.
Ein anderer sehr schöner Boulder ist « Quasimodo »  (Bild oben). Heute wird der Boulder meistens mit einem Hook links geklettert, aus dem sich direkt die Kante erreichen lässt. Die definierte, originale Version matcht jedoch am Sloper. Auf diese Art geklettert gehört Quasimodo zu den seltenen Bouldern, die mehr Kraft im Oberarm als in den Fingern brauchen.

Unser nächstes grosses Ziel ist Brione. Das dritte grosse Gebiet im Tessin neben Chironico und Cresciano liegt im Valle Verzasca. Da die Anreise deutlich länger ist haben wir uns immer für einen der beiden anderen Orte entschieden. Jetzt wollen wir uns endlich mal Zeit nehmen, auch Brione zu erkunden. Auf unserem Weg dorthin sinkt jedoch die Hoffnung mit jedem Meter, den wir ins Valle Verzasca hinauffahren. Alles ist triefend nass und tief verschneit. Sogar der Fake Pamplemousse Block ist teilweise nass und die Tophenkel sind randvoll gefüllt mit eiskaltem Schmelzwasser. Der Fels sieht zwar fantastisch aus, aber da wirklich alles nass ist, treten wir schnell den Rückzug an, ohne die Finken ausgepackt zu haben.
In der Dunkelheit erreichen wir Chironico und wärmen uns in Arabald und Super Otti auf. Marc freundet sich gleich mit dem athletischen Stil in der Höhle an. Die zweite Station unserer Nightsession liegt nur wenige hundert Meter entfernt. « Senza Denti »  ist der Klassiker an diesem Block. Ohne grosse Erwartungen kann ich den Boulder gleich flashen. Wir klettern alles, was trocken ist, und hoffen auf bessere Bedingungen am nächsten Tag.
Am nächsten Morgen ist zwar noch längst nicht alles, aber schon deutlich mehr, trocken. Wir wärmen uns am Fengshui Masters Block auf. Die Fengshui-Traverse, die links von Fengshui Masters aussteigt, entpuppt sich als gar nicht so einfach. Die Linie rechts von Fengshui Masters,  « Ragazzo Profumato » , bietet einige kräftige Züge an Seitgriffen. Danach ziehen wir weiter zum Made in Norway Block.

Die schmalen Leisten (Bild unten) von  « Made in Ticino » fühlen sich brutal scharf an, genau wie bei den letzten hoffnungslosen Versuchen vor zwei Jahren, nachdem ich Made in Norway geklettert hatte. Dieses Mal ist der Wille jedoch da, den Boulder ernsthaft zu versuchen. Nach den ersten Versuchen gewöhnen sich die Finger an die gnadenlos aufgestellte Position. Plötzlich gelingt der erste Zug, doch ich falle zuoberst, am Zug an den rettenden, guten Griff. Ich optimiere die Lösung für den oberen Teil und probiere nochmals den ersten, für mich schwierigsten Zug. Die Lust, noch länger an diesen messerscharfen Leisten zu hängen, ist klein. Auch die Haut hat schon arg gelitten und darum bin ich froh, diesen Boulder schnell abzuschliessen. Sebastian motiviert uns gegen Abend für den Lowball  « Kiss Me » . Der Kopf ist mittlerweile schon auf Pizza eingestellt und so müssen wir uns nochmals kurz anstrengen. Wenig später geniessen wir zufrieden die Pizza, ohne zu wissen, dass man hier nicht mit der Kreditkarte zahlen kann. Deswegen begeben wir uns nach dem Essen auf eine fröhliche Bankautomatsuche in den einsamen Dörfern der Leventina. Die Mission ist erst im zweiten Anlauf erfolgreich. Später können wir ein friedliches Konzert von Bärti geniessen, wo sich die Nerven wieder beruhigen.

Freitag, 8. November 2013

Meiental

http://www.flickr.com/photos/61064947@N07/11533912404/
Auf der Suche nach den Boulderblöcken in Wassen sind wir im Meiental auf einen perfekten, freistehenden Block gestossen. Die Linien wurden nach unserem Wissensstand hauptsächlich von Ueli Gygax und den Tresch-Brüdern erstbegangen. Zum Aufwärmen versuchen wir uns an der linken Ecke des Blockes. Die ersten paar Züge sind nicht allzu schwierig, doch der Mantle ist nicht zu unterschätzen. Die Ausstiege sind noch leicht feucht.
Durch den zentralen Überhang führt ein Boulder mit sehr schönen Zügen, den ich relativ schnell klettern kann. Deutlich anspruchsvoller sieht der Sitzstart aus. Die Griffe sind für unsere Verhältnisse relativ klein. Für die rechte Hand gibt es eine abschüssige Leiste, auf der man kaum alle Finger platzieren kann. Der Griff für die linke Hand, der das Auslösen des Startmoves erleichtert, ist auch nicht wirklich ein Henkel. Zu Beginn heben wir nicht vom Boden ab. Wir versuchen alle möglichen Lösungen mit Eindrehen, um möglichst viel Gewicht auf die Füsse zu bringen, sind jedoch erfolglos.


Die Startgriffe sind nicht positiv, so dass wir uns nicht sicher waren, ob eine offene oder aufgestellte Fingerposition besser sein würde. Für uns funktionierte es am Schluss am besten wie auf dem Bild.

Plötzlich merke ich, dass der Zug möglich ist, wenn man ganz simpel den linken Fuss auf den guten Tritt stellt und einfach zieht. Jetzt klappt es nicht nur mit dem Abheben, sondern auch das Auslösen des Moves ist machbar. Kurze Zeit später gelingt mir der erste Zug. Jedoch erwische ich den Griff nach dem ersten Zug des Stehstarts ziemlich schlecht. Ich falle beinahe bei jedem Zug und verliere die Füsse. Irgendwie erreiche ich den guten Sloper doch noch und muss somit den Startmove kein zweites Mal machen.


Marc klettert gleich anschliessend souverän den Stehstart (Bild oben). Mittlerweile ist es dunkel geworden. Die weiteren Linien sparen wir uns für nächstes Mal auf. Wiedermal war es eine schöne Abendsession. Den Boulder, den wir geklettert haben, scheint nach den ersten Nachforschungen (noch) keinen Namen zu haben. Ueli Gygax hat in erstbegangen. Der Block kommt auch in unserem Boulderfilm "SWISS SEASON" vor.

Freitag, 25. Oktober 2013

Elektron

Nachdem wir schon im September die Chironico-Saison eröffnet haben, verhindert schlechtes Wetter jede weitere geplante Session. Heute entscheiden wir uns, trotzdem hinunterzufahren. Der grösste Teil des Gebiets ist leider noch nass. Schlussendlich gehen wir zum freistehenden Elektron-Block, der auch tatsächlich trocken ist. Tobi, der heute schon den Doctor Pinch gezogen hat, flasht Elektron gleich seriös ohne irgendwelche Infos zur Beta. Nach ein paar Versuchen können wir alle den Boulder klettern (Bild oben: Philipp im Elektron). Da leider zu viele Blöcke nass sind, können wir die verbleibende Kraft erst auf der Rückfahrt rauslassen... (Bild unten).

Sonntag, 20. Oktober 2013

Magic Wood Classics


Nach jenen zwei Tagen im August haben wir richtig Freude am Magic Wood bekommen. Und wir haben einige Linien versucht, aber nicht abschliessen können. Michi konnte damals im August jeden Einzelzug von Piranja locker, doch irgendwo an diesen polierten Leisten ist immer ein Finger abgerutscht. Bei einem Kurzbesuch mit Jano im September sind die Bedingungen um Welten besser und man könnnte meinen, jeder Griff sei vergrössert worden. Der Schlüsselzug klappt einzeln auf Anhieb und die ganze Linie ist im ersten Anlauf aus dem Sitzen in der Tasche. Piranja ist ein wirklich schöner Leistenboulder. Die ganze Linie bis oben, die dieses Jahr von Dave von Allmen erstbegangen wurde und auf den Namen Babel Fish getauft wurde, sieht jedoch noch viel mächtiger aus.

Eine Woche später ist die nächste Magic Wood Session angesagt, jedoch leider wieder nur für einen Tag. Dafür sind die Locals Tobi und Flave am Start, die den Wald, die Boulder und die Betas perfekt kennen. Da vieles nass ist landen wir praktisch unaufgewärmt in Du Côte de Seshuan. Nach langem Herumhängen an den Griffen, um wenigstens ein bisschen warm zu werden, können wir beginnen. Der Boulder ist wirklich etwas vom Feinsten, der nahe Boden am Start stört nach den ersten Versuchen kaum noch. Für uns Bewegungstalente der "Gym Generation" wurde der Mantle in der Mitte und vorallem das Auflösen desselben beinahe zur Crux. Nach Kopfanschlagen und einem Beinahe-Absturz ins Loch hatten wir uns den Erfolg schliesslich verdient und konnten diese wunderschöne Linie mit noch besseren Moves klettern.

Danach zogen wir gleich weiter zu Octopussy. Tobi hat diesen Klassiker schon geklettert und alle Tipps noch genau im Kopf. Die einzelnen Züge gingen praktisch auf Anhieb, nur das Setzen des Hooks links nach dem weiten Zug gestaltete sich ein wenig schwieriger. Die Kraft schwand, die Sonne schien auf den Sloper und schlussendlich war klar, dass diese Linie einen weiteren Tag Einsatz fordern würde. Wieder verging ein Monat, bevor wir wieder im Magic Wood waren. Mittlerweile war schon der erste Schnee gefallen, die Bevölkerungsdichte auf dem Camping war dementsprechend gering. Im Wald angekommen wärmten wir uns gemütlich in den verschiedenen Bosnas auf und machten uns dann gleich zielstrebig auf zu Octopussy. Auf dem Weg dorthin lief uns mal wieder die geniale Linie von Blown Away über den Weg. Philipp versprach, das Problem möglichst schnell zu klettern, damit die Finger für Octopussy warm bleiben. Er hielt sein Versprechen und flashte den Boulder mit dem immer nassen Topout seriös.

Die kühlen Bedingungen scheinen einen schnellen Erfolg in Octopussy zu versprechen. Doch nach den ersten Versuchen ist die Euphorie verflogen. Nichts will mehr gelingen, sogar der Zug aus dem Dach zum Aufleger klappt nicht mehr immer und wenn, dann bleibt der rechte Fuss nicht auf dem Tritt stehen. Nach zwanzig Minuten funktioniert die Lösung im schwierigen Teil plötzlich wieder. Zehn Minuten später klappt es gleich nochmals doch die Pause war vielleicht zulang. Die Fingerkuppen sind gefühllos und der Ausstieg ist nicht ganz zu unterschätzen. Jeder Move wird zum Kampf, während Philipp seriös anfeuert. Irgendwie geht es, wenn auch nicht im saubersten Stil. Philipp zupft gleich anschliessend den Space Cowboy und später noch Du Côte de Seshuan. Wir freuen uns schon auf die nächste Saison im magischen Wald.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Vocis Terra

Philipp und Beni haben bis anhin noch immer nicht Vocis Terra, jene perfekte, von Fred Nicole erstbegangene Kante in Morschach praktisch vor unserer Haustüre, geklettert. Im Tessin ist das Wetter immer noch schlecht und in der Nordschweiz sind die meisten Felsen nass. Darum ist die Entscheidung, nach Morschach zu fahren, schnell gefällt. Die Blöcke im Wald sind wie erwartet nass und die flache Seite rechts von der Kante von Vocis Terra ist leider auch feucht. Wir versuchen die Griffe zu trocknen, was uns mehr oder weniger gelingt. Am Nachmittag kommt auch Sebastian nach Morschach. Sebastian findet eine noch angenehmere Lösung für den Schlüsselzug an die Leiste und klettert den letzten, langen Zug gleich im ersten Versuch. Philipp rutscht nochmals ganz oben raus, schafft es aber im nächsten Anlauf in einem seriösen Kampf den guten Griff zu erwischen. Ein älteres Video von Vocis Terra gibt es auf Vimeo und für ein neues von Philipp's Durchstieg ist das Rohmaterial bereits vorhanden.

Freitag, 27. September 2013

Steingletscher

Nachdem wir dieses Jahr Gefallen an den Blöcken am Sustenpass gefunden haben, wollen wir unbedingt nochmals hoch. In Wassen regnet es jedoch derart heftig, dass die Hoffnung schnell sinkt. Wir beschliessen trotzdem mal hinaufzufahren, um das Gebiet ein wenig zu erkunden und potentielle Projekte zu sichten. Beim Sustenbrüggli regnet es nur noch leicht und der Traumland-Block wäre halbwegs kletterbar. Auf der anderen Passseite scheint aber besseres Wetter zu herrschen, darum fahren wir weiter zum Steingletscher. Als wir ankommen sind wir begeistert von den zahlreichen "neuen" Bouldern, die sogar allesamt trocken sind. Wir beginnen die Matten auszupacken, aber genau in diesem Moment beginnt es von der einen Sekunde auf die andere wie aus Kübeln zu schütten. Wir flüchten unter den Früchte des Zorns Block. Schon auf diesen wenigen Metern hat der Regen alles durchnässt und bald beginnt das Wasser, in den Überhang hineinzulaufen. Unser ursprüngliches Ziel, Früchte des Zorns, geben wir auf, ohne es probieren zu können. Stattdessen verkriechen wir uns in einer besser geschützten Höhle dahinter. Hier finden wir auch einen Boulder, den wir später als Cro-Magnon erkennen. Die Züge sind perfekt athletisch an relativ grossen Griffen mit noch besseren Toe- und Heelhooks. Zum Schluss muss die ausgestreckte Position im Dach mit einem kleinen Sprung an die Dachkante aufgefangen werden. Anschliessend klettern wir die kurze Traverse (Bild oben), die am Startgriff von Machine Gun beginnt und am Topgriff von Früchte des Zorns endet. Auf die Früchte des Zorns freuen wir uns in der nächsten Saison.

Mittwoch, 25. September 2013

Sustenpass


Bisher haben wir uns nicht wirklich mit den Boulderblöcken am Sustenpass anfreunden können. Verschiedene Boulderkollegen haben uns darum einige Klassiker empfohlen, die man unbedingt klettern sollte. Der Propellerhead oder Marrakesch gehören sicher zu dieser Kategorie. Das erste Mal dieses Jahr am Sustenpass Mitte August war es tagsüber immer noch viel zu warm. Der Bouldertag war als Familienausflug geplant, denn Andrea und Beni nahmen Juri mit an den Fels. Je früher ein Kind mit dem Sport beginnt, desto besser wird es einmal und insbesondere im Klettersport werden die Talente schon in immer jüngeren Jahren stark. Juri hat dann zwar noch nicht abgehoben (er war auch erst gerade ein Monat alt geworden), jedoch konnte er seinen Vater schon mal beobachten und ein wenig visualisieren. Infolge der wie gesagt schlechten Bedingungen gab es aber leider ziemlich wenig zu visualisieren, denn wir waren nirgends erfolgreich. Dafür lernten wir Leo und Moritz kennen, die seriös drei Wochen ihrer Sommerferien am Sustenpass verbringen und schon eine ganze Reihe von Problemen klettern konnten. Bei der Heimfahrt kamen uns die Velofahrer der Tortour entgegen, gegenüber deren Leistung uns unser Felsgehample eher unsportlich schien.

Nächstes Mal entschieden für uns für eine Feierabendssession und der Abend brachte die erhofften kühlen Temperaturen. Nun wagten wir uns nochmals an den Propellerhead. Die Sloperleisten in der Crux fühlten sich sehr gut an und der nächste Griff ist ein Henkel. Jedoch sollte man während dem Sprung nicht mit der rechten Hand abrutschen, sonst erleidet man das Schicksal, welches hier schon viele heimgesucht hat. Der Propellerabflug kann lustig oder ungemütlich sein und sorgt sicher für einen kleinen Adrenalinschub. Das Absprunggelände ist jedoch optimal, sonst würde der grosse Streuradius nach dem Misslingen des Schlüsselzuges den Boulder ziemlich gefährlich machen.

Nach dem schnellen Erfolg zogen wir weiter zum Marrakesch-Block. Wegen der guten Reibung musste auch die grosse Zange in der Marrakesch-Variante (Bild unten) daran glauben und der zweite Teil der Linie ist nur noch ein wenig pumpig. Ohne grosse Erwartungen gelang fünf Minuten später gleich noch Marrakesch, die Linie durch den Überhang mit genialen Moves. Somit waren wir an diesem Abend mehr als zufrieden und von nun an soll der Susten einen Ehrenplatz in unseren Herzen haben.

Donnerstag, 19. September 2013

Blattiswald


Drei Monate nach unserer letzten Blattiswald-Session ermöglichen die tieferen Temperaturen das Bouldern hier endlich wieder. Wir wärmen beim Wächter (älteres Bild unten) auf. Der stolze Boulder gehört sicher zu den besseren Linien in seinem Schwierigkeitsgrad. Die meisten Felsen im Wald sind leider noch triefend nass. Uns bleibt der "Les Chenes"-Block, wo Marc sowieso noch eine offene Rechnung zu begleichen hat. Als wir ankommen, staunen wir über die Natur. Vor drei Monaten hatten wir den Block und das umliegende Terrain in einer anstrengenden Rodungsaktion komplett von Dornen befreit. Nun ist das Gestrüpp schon wieder mächtig auf dem Vormarsch. Im Einstieggriff von Les Chenes lauert eine recht grosse Spinne. Marc kann die Spinne gerade noch retten und in Sicherheit bringen, den Thomi hätte sie in klassischer Walliser Manier kurzerhand ins Jenseits befördert. Jetzt ist uns klar, wieso im Wallis auf Dauer kein Wolf überleben kann. Marc findet eine vielversprechende Lösung, um den Längenzug am Start von Les Chênes / Sélection (älteres Bild des Boulders oben) aufzulösen. Thomi freut sich über die zahlreichen Hooks und mit der Fitness, die nach einem einmonatigen Party-Urlaub in Kolumbien ein wenig auf der Strecke geblieben ist, wird es schon klappen. Mit den Stirnlampen klettern wir, bis die Kraft aufgebraucht ist.


Donnerstag, 12. September 2013

Ticino Saisonstart

Das schlechte Wetter im Norden lässt uns dieses Jahr schon früh das erste Mal ins Tessin fahren. Der bewölkte Himmel und ein trockener Wind sorgen für überraschend gute Verhältnisse. Als erstes Ziel heute wählen wir eine überhängende Linie namens  « Schlonziges Wiener Schmankerl »  (Bild oben: Marc nach dem ersten Zug). Der grossgriffige Boulder ist wirklich ein kleines Schmankerl. Wir begnügen uns mit dem Stehstart, wo man den Vorteil hat, die Füsse noch auf dem Boden zu haben, während man die Finger in den Riss würgt. Somit benötigt man einen Hauch weniger masochistische Veranlagung. Der erste Zug (Bilder unten: Marc in der Stehstartpositoin und beim Abgang) ist gleich die Crux und ist der geschafft, stehen die Chancen auf den Durchstieg nicht schlecht. Innert kurzer Zeit gelingt der erste Zug heute erstaunlich gut, nachdem wir im Frühling schon mal ganz kurz chancenlos bei einer Gruppe Deutschen "mitprobiert" haben. Die Begehung ist nach einigen weiteren seriösen Zügen bei hoher Konzentration sauber in der Tasche.


Marc hat als Chironico-Novize noch keine Bekanntschaft mit dem lokalen Zahnarzt gemacht hat, das müssen wir schleunigst ändern. Beim « Doctor Med Dent »  sind wir heute die einzigen Kunden. Die anfänglichen Anfreundungsschwierigkeiten sind nach den ersten Versuchen rasch wieder vergessen und Marc steigt den Boulder mit einem Stil, den man als "unverseucht von Technik, dafür mit Kämpferherz" beschreiben könnte, durch. Seriös!

Da Marc am Abend noch einen Termin hat und wir mit Stau am Gotthard rechnen, ist der erste Tessineinsatz relativ kurz. Den Stau treffen wir tatsächlich auch an und wir beschliessen, über den Pass heimzufahren. Das Wetter ist wunderschön und auf den Bergen liegt schon der erste Schnee. Auf der Passhöhe merken wir, dass die Temperatur auf 3°C gesunken ist und der Nebel einige hundert Meter unter der Passhöhe auf der Urner Seite hängt. Bei derart guten Boulderbedingungen müssen wir einen Versuch im  « Trieste-Gottardo »  wagen, den wir die letzten Male nach allen möglichen Betaproblemen nicht ganz hingekriegt haben. Der Grip ist wirklich fantastisch und da wir nun die richtige Lösung im Kopf haben, wäre alles andere als der Durchstieg eine Enttäuschung. Der gedachte Warmup-Versuch an den Griffen des Stehstarts endet gleich problemlos oben auf dem Block und eigentlich fügt der Sitzstart keine Schwierigkeiten dazu. Die Haut ist hart und die typischen Gottardo-Nöppchen fühlen sich gut an. Der kalte Wind sorgt für die nötige Wachheit, bläst aber den Nebel aus dem Urner Land hoch. Dank diesem hohen Konzentrationslevel gelingt der Boulder ohne Probleme. Wie gesagt, mit dem richtigen Beta sind die Einzelzüge der besten Linie am Gottard nicht sehr schwierig. Endlich ist die Begehung dieser fantastischen Linie, von der ich schon seit dem ersten seriösen Besuch am Pass geträumt habe, Realität geworden.

Bild unten: Top-Conditions während dem Durchstieg vom Trieste.

Mittwoch, 11. September 2013

Gottardo

Nach einer Woche in Rhodos bei Temperaturen von beinahe 35°C kommt der Wechsel in die kalte, regnerische Schweiz einem Klimaschock gleich. Das Wetter hier ist momentan sehr wechselhaft, trotzdem machen wir uns auf die Suche nach trockenem Fels. Am Sustenpass fällt Schnee und im Reusstal regnet es. Kurz nach Wassen fallen keine Tropfen mehr, doch bald nieselt es wieder. Zehn Tage ohne Fels lassen keinen schnellen Rückzug zu, wir suchen weiter. Der Thermometer sinkt auf 3°C und Nebelschwaden ziehen vorbei, doch fällt praktisch kein Regen mehr. Ab und zu setzt feinster Nieselregen ein, doch der Fels ist trocken. Unsere erste Mission besteht darin, mit Herr Zimmerli abzurechnen. Diese lange Sloperkante befindet sich an einem der ersten Blöcke am Pass. An einem heissen Sommertag sind wir hier kläglichst gescheitert. Heute ist die Reibung deutlich besser. Abgesehen von gefühlslosen Fingern am Ausstieg erfolgt der Durchstieg relativ problemlos.



Als wir weiterziehen, wird es nebliger und bald beginnt es leicht zu regnen. Das Wetter ist richtig garstig. Dafür konnten wir die letzte Woche ohne eine einzige Wolke geniessen. Nur die Haut hat im Meerwasser arg gelitten...

Mittwoch, 14. August 2013

Myrdin

Das erste Mal in dieser Saison sind wir wieder im Lindentäli. Diesmal sind wir deutlich ausgeruhter und auch der Alkoholgehalt im Blut ist definitiv tiefer als letztes Mal. Besser so, denn heute wollen wir Myrdin erfolgreich abschliessen. Letztes Mal haben wir alle Moves hingekriegt, konnten jedoch die Linie nicht mehr abhaken. Obwohl sich dieser Boulder aus einigen Zügen zusammensetzt, reduziert sich die Crux auf einen einzigen Move. Trotz den relativ guten Griff- und Trittmöglichkeiten ist Präzision nötig, um die mit der linken Hand exakt eine Dreifinger-Lochleiste zu erwischen. Gelingt der Zug, fühlt er sich einfach an. Michi klettert im zweiten Versuch des Tages durch die Crux und zieht gleich zum Tophenkel durch. Philipp fetzt kurze Zeit später den Schlüsselzug auch weg. Beim Blockierzug zuoberst fährt im jedoch plötzlich ein stechender Schmerz durchs Knie. Er kann sich nicht mehr weiter auf den linken Fuss rollen und muss loslassen. Vor einigen Wochen hat er sich im Training verletzt und der Schmerz kommt bei gewissen Bewegungen immer wieder zurück. Nach einigen weiteren Versuchen kommt schliesslich die Einsicht, dass ein Durchstieg aufgrund der Verletzung heute nicht möglich ist.

Letztes Mal haben wir den speziellen Boulder Dann bist du zu schwach nicht klettern können. Heute suchen wir wieder verzweifelt nach Tritten über der Dachkante doch finden keine. Schliesslich probieren wir den Boulder im Campusstyle und lustigerweise funktioniert es so ziemlich gut. Einer der seltenen Boulder, wo die Füsse besser in der Luft bleiben. Im rechten Wandteil ist der Fels weniger aggressiv und zusammen mit den Lindental-Locals gibt es noch eine intensive Session in Betty Blue, Femme Fatale Totale und vielen Kombinationen. Am Schluss sind wir total ausgepowert und zufrieden. Vielen Dank noch an Pesche und alle, die uns zum Bahnhof mitgenommen haben.

Sonntag, 11. August 2013

We ♥ Magic Wood


Nach über einem Monat Pause haben wir endlich wieder den Weg in den Magic Wood gefunden. Momentan herrscht Hochbetrieb und der Wald ist voller starker Boulderer. 

Während dem Aufwärmen können wir den fitten amerikanischen Klettererinnen zuschauen. Wenn die junge Brooke Raboutou Pura Vida klettert, scheinen die physikalischen Kräfte nicht zu gelten. Wir ziehen weiter zum kurzen Leistenboulder Goldfisch (Bild rechts), wo wir die slowenischen Kletterer Igor und Vash kennenlernen. Sie geben uns ihr Beta an und wir probieren zusammen mit ihnen. Nach einigen Versuchen beginnen wir die Bewegung zu verstehen. Da wir beide grösser als 180cm sind, können wir direkt zum guten Griff weiter oben an der Kante springen. Mit dieser Lösung können wir den Goldfisch schnell abhaken.
Wir versuchen uns an diversen Projekten im ganzen Wald und Philipp kann sich eine schnelle Begehung von Dinos Don't Dynos abholen. Gegen Abend landen wir schliesslich bei Man of a Cow. Michi hat den Boulder vor längerer Zeit schon mal probiert und ist damals kläglich gescheitert. Heute gelingt der untere Teil mühelos, doch er ist derart überrascht, dass er den Durchstieg beim weiten Zug ans Sloperband verspielt. Kurze Zeit später erreicht er wieder diesselbe Stelle. Der Ausstieg aufs Band ist wackelig, dabei hätte es einen versteckten, riesigen Griff. Dafür ist die Platte danach geschenkt und hält keine bösen Überraschungen mehr bereit, wie man von unten vielleicht erwarten könnte.
Mittlerweile wird es schon langsam dunkel und wir beschliessen, nur noch rasch am Bruno Block vorbeizuschauen. Dort haben wir beide noch nie etwas probiert. Der Zwischenstopp fällt jedoch kurz aus. Wir sind beide zu hungrig und zu müde, um noch etwas ernsthaft anzuschauen. Pasta und ein gutes Bier bei Jasmin und Jano (Merci!) macht uns fit für den nächsten Tag. Auf dem Zeltplatz herrscht wie immer eine entspannte, friedliche Stimmung.
Am nächsten Morgen wärmen wir uns ausgiebig in der Madame Étoile auf. Ein Filmer macht einige Aufnahmen für ein neues Tourismusvideo über den Naturpark Beverin. Damit die Finger richtig geschmeidig werden, klettern wir einige Male Super Bosna und Bosna Genial. Am Höhenrausch-Block sind schon einige Leute am probieren. Philipp flasht seriös Höhenrausch und Dropzone. Michi checkt den letzten Zug von Dropzone aus, natürlich mit dem Dyno-Beta, sowie die Verbindungssequenz. Im ersten Versuch vom Start reihen sich die Züge gleich perfekt aneinander und die Begehung von Höhenzone ist gebucht.
Nachher kriegen wir keine saubere Begehung mehr hin und bald drängt die Zeit schon wieder, da das letzte Postauto schon um sechs Uhr fährt. Die zwei Tage sind wieder so schnell vorbeigegangen...

Montag, 5. August 2013

Gottardo Boulder

Nachdem es beim letzten Besuch am Gotthard sogar hier oben noch unerträglich heiss war, sind die Temperaturen jetzt angenehmer. Wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet, wird der Grip sofort merklich besser. Marc widmet seine Aufmerksamkeit der kleinen Leiste von Breaking Back. Als er das erste Mal den Henkel berührt, touchiert er noch leicht die Matten, doch schon der nächste Versuch bringt den seriösen Durchstieg. Michi kämpft derweilen mit dem ersten Zug von Caffé, Croissant et Gourmandise, einer neuen Linie von Milton gleich links von Breaking Back. Plötzlich findet er die richtige Körperposition, um den speziellen Dyno am Start auszulösen. Der zweite Teil ist einfacher, hier lässt man nicht mehr freiwillig los. Thomi ist in der letzten Zeit auch schon viel stärker geworden und seine Versuche in Breaking Back sehen schon vielversprechend aus (siehe Bild oben).