Sonntag, 26. Februar 2012

Sobrio

Back to the roots...
Obed und Michi wussten seit dem Besuch vor gut eineinhalb Jahren, dass sie irgendwann mal nach Sobrio zurückkehren werden. Damals planten wir stolz unseren ersten seriösen zweitägigen Klettertrip in eben diesen Klettergarten. Es war dann sozusagen die Geburtsstunde von Serious Climbing. Die Motivation fürs Klettern ist seither nicht kleiner geworden und genau darum hat es uns heute wieder in dieses abgelegene Tessiner Dörfchen verschlagen...


Nach langer Pause ist heute das erste Mal wieder der legendäre Käfer im Einsatz. Zu viert quetschen wir uns hinein und müssen dann auch noch die ganze Fahrt irgendwelche komische Musik ("♬ ♫ Aiaia ♪♪ aiaia ♪ ♬") hören. Tobi ist schon voll motiviert und will eine erste Bouldersession am Kirchturm starten. Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, müssen wir ihn beruhigen und überzeugen, dass wir gleich im Klettergarten sind. Während es oben recht windig ist, liegt die Felswand an einem windgeschützten Platz. Jedenfalls bekommen wir von den gemeldeten orkanartigen Böen praktisch nichts mit. Am Fels weht nur eine angenehme warme Brise und die Sonne scheint, ideale Conditions für einen chilligen Klettertag.

Obed und Michi müssen sich als erste Route der Trenchtown stellen, die sie beim letzten Besuch beide im ersten Versuch klettern konnten. Schnell kommt die Einsicht: Vor eineinhalb Jahren waren wir vielleicht fitter als heute. Obed meint sogar: "Jetzt häts mi scho chli pumpt..." und so etwas von jemanden der sich in den langen spanischen Überhängen zuhause fühlt. Motiviert wenden wir uns nach diesem ersten Effort den "alten Projekten" zu. In der benachbarten Wag the Dog konnten wir damals in der listigen Schlüsselstelle kaum die Einzelzüge, heute klappt es endlich mit dem Durchstieg. Die Bouldersessions haben sich also doch gelohnt. In Ronin muss man nach dem Boulder einen fiesen Mantel durchwürgen und oben fein auf der Platte hinstehen. Ob die Plattentechnik sich verbessert hat, ist ein anderes Thema...

Obed kann nach seriösem Auschecken die Boulderkante Kaja sauber durchsteigen. Währenddessen sind Tobi und Flo am Gas geben und klettern unter anderem auch Trenchtown und Wag the Dog. Michi, heute schon müde vom Bouldertag gestern gestartet, macht schon langsam Feierabend. Flo und Obed wollen gegen Abend die langen Routen im hinteren Sektor auschecken. Doch auf die Schnelle ist hier nichts mehr zu holen. Die Routen haben einen sehr speziellen Stil und sind hart bewertet. Chris, den wir das letzte Mal im Sommer in Gimmelwald getroffen haben, treffen wir auch hier an und er ist genau derselben Meinung. So brechen wir gegen Abend wieder nach Hause auf, ohne weitere Routen gezupft zu haben. Vor dem Gotthard kommt dann der Stau, mit dem am Ferienende zu rechnen war. Dafür haben wir deswegen genug Zeit, um Flo's Berufung zum Jäger in der Stadt Zürich und andere interessante Themen der heutigen Zeit ausführlich zu diskutieren. Als wir endlich auf der anderen Seite des Berges ankommen, stossen wir auf den gelungenen Klettertag an. Merci.

Nächstes Mal ist wieder die seriöse Kamera dabei...

Summer Season

Chironico im tiefen Winterschlaf, knietiefer Schnee und Minustemperaturen. Diese Situation trafen wir vor gerade mal nur drei Wochen an. Ganz anders sieht die Situation heute aus. Angenehmes T-Shirt-Wetter erwartet uns im Tessin. Da der Grip bei solchen Conditions bekanntlich nicht mehr perfekt ist, entscheiden wir uns für das Power-Testpiece Le Vent Nous Portera von Fred Nicole. Das ist ein genialer Dreimover und jeder Move ist dynamischer und schwieriger als der Vorherige. Als wir beim Block ankommen, sehen wir als erstes, dass ein grosser Griff ausgebrochen sein muss. Wir probieren dennoch ein bisschen, doch keiner der drei Moves will auf Anhieb klappen. Michi will schon fast wieder die Segel streichen, als Lars der zweite Zug zum Sloper gelingt. Nun ist die Motivation wieder da und eine seriöse Hook-Lösung für den Start ist schnell gefunden. Der finale, koordinativ fordernde Sprung fühlt sich nach zwei, drei Versuchen auch nicht mehr so unmöglich an. Nach einigen weiteren Goes vom Start her, bleibt Michi plötzlich an der Kristallschüssel hängen und der lustige Boulder ist in der Tasche...


In wenigen Versuchen gelingt danach der Stehstart von Serre moi fort, ein genialer Zweimover. Der Sitzstart sieht sogar noch viel besser aus. Doch der muss warten, heute flüchten wir vor den warmen Temperaturen ins schattige Dach Prima la Signora. Michi ist hier letztes Mal am Ende des Tages zwei mal müde mit leeren Armen beim letzten Zug gefallen. Beim ersten Versuch heute kommt er wieder zu diesem verfluchten Zug, doch heute ist die Kraft noch da und plötzlich hält er den guten Top-Henkel fest im Griff.


Auf dem Weg zurück klettern wir noch den listigen "Gspürsch-mi"-Gefühlsdynamo Kikkoman und die sehr schöne direkte Variante der Kante Vertigo. Danach ist es Zeit, langsam zu gehen. Schon super, wenn man wieder gemütlich im T-Shirt am Abend zurückspazieren kann. Es war ein perfekter Bouldertag im sonnigen Tessin, merci...

Montag, 20. Februar 2012

La Rambla & Backgammon

La Rambla in Siurana ist eine der schwersten Kletterrouten der Welt und Backgammon heisst ein Brettspiel. Beides sind Boulder im oberen Sektor in Cresciano. La Rambla ist eine Slopertraverse und Backgammon ist ein grosses Dach mit weiten Zügen an guten Griffen...

Martin, Lars und Michi sind heute unterwegs nach Cresciano. Der Himmel ist bewölkt, doch heute steht das Glück wieder mal auf unserer Seite. Die 50%-Chance auf trockenes Wetter wird real, Regen gibt es heute nicht mehr. Nach dem Warm-Up geht es mit dem langen Dachboulder Backgammon richtig los. Michi kann den Boulder heute im ersten Versuch durchziehen, nachdem er vor zwei Tagen zweimal mit gefühllosen Fingern beim letzten Zug abgerutscht ist. Der Boulder ist super, angenehme Griffe und ein genialer Startzug...


La Rambla, eine listige Traverse an abschüssigen Slopern, erklären wir zum zweiten Ziel des heutigen Tages. Bei den warmen Temperaturen heute werden die Hände nach einigen Zügen rutschig. Darum ist der einzige Weg zum Erfolg, die Züge möglichst schnell abzuspulen. Martin hat La Rambla letztes Mal kurz probiert und kann den Boulder dieses Mal seriös durchsteigen...


Da es mit den Slopern gerade gut läuft, probieren wir gleich noch Crapon da Rabadan. Diese Traverse fängt mit guten Griffen an, die aber immer schlechter werden. Das Problem ist das Gleiche wie vorher und zum Nachchalken sind die Griffe zu schlecht. Mit der richtigen Abfolge kommt auch wieder das rettende Tempo. Gegen Nachmittag ziehen wir durchs Gebiet und probieren noch den einen oder anderen Boulder, bevor wir durch den Tunnel wieder zum schlechten Wetter heimfahren müssen.



Sonntag, 12. Februar 2012

Il Partner


Nach einigen Bouldertagen im tief verschneiten Chironico brauchen wir heute mal Abwechslung. In der Hoffnung auf mehr Sonne steht Cresciano auf dem Programm. Nach einigen halbmotivierten Aufwärmversuchen in Pixel werden wir in der steilen La Pioche endgültig warm. Obed und Michi ziehen weiter zum Il Partner, der Hammerlinie am Voci dalla Cantina Block. Die planlosen Versuche nehmen konkretere Formen an, als Roby ankommt und mit einigen seriösen Lösungsansätzen das ganze Vorhaben auf die richtige Bahn bringt. Dank seinen Tipps kann Michi den Boulder schliesslich klettern. Später tauchen noch einige alte Bekannte auf. Philipp kommt schon nach wenigen Goes durch die Schlüsselstelle und klettert später auch noch den schönen Sitzstart. Gegen Abend erwischt Roby nach einigen Versuchen, bei denen er jeweils knapp abrutschte, die rettende Leiste und steigt locker oben aus. Obed und Michi erreichen wie so oft nur dank einem gemütlichen Jogging das Postauto. Merci an alle für den friedlichen Bouldertag...

Donnerstag, 9. Februar 2012

Snowy Chironico


Lars und Michi sind heute im tief verschneiten Chironico unterwegs. Nach dem harten Fussmarsch von Lavorgo suchen wir uns unsere erste Herausforderung im Barriera-Sektor. Die Linie heisst Super Size Me und zieht durch eine senkrechte Wand des Blocks. Da der grösste Teil des Gebiets verschneit ist, versuchen wir uns an den Leisten hängend etwas aufzuwärmen. Mit Gefühl in den Fingern fühlt sich auch der Boulder plötzlich leicht an, leichter als er sollte. Ist die Form so gut zur Zeit? Nein, ein Griff ist ausgebrochen und der Boulder ist jetzt fast einen ganzen Grad einfacher. Die Züge sind aber immer noch lohnend. Wir versuchen viele verschiedene Linien, sind aber nirgends mehr erfolgreich. Zum Ausklettern bouldern wir mehrere Male durch die super Traverse Bella Gnocca, danach geht es schon wieder heimwärts...

Montag, 6. Februar 2012

Winter Season


Nachdem es schon letztes Wochenende ziemlich kühl war, ist es nun definitiv Winter geworden. Überall liegt Schnee und der Wetterbericht prophezeit auch für Chironico Minustemparaturen bis in den deutlich zweistelligen Bereich. Wir rechnen mit einer üblen Kälte, in deren Folge wir vielleicht nichts werden klettern können. Darum sind wir positiv überrascht, als wir in Faido von sonnigem Wetter begrüsst werden.

Wir legen die erste Spur ins Gebiet und putzen einige Blöcke. Es ist genug kalt, dass sich der Schnee leicht wegwischen lässt. Bei der Suche nach den am leichtesten zu putzenden Blöcken landen wir beim 'Doigts Verts' Block. Lemon Tree sowie der Pilier sind leider vereist. Nach einem mühsamen Warmp-up-Versuch probiert Michi die Leistenlinie Les Doigts Verts. Mit unaufgewärmten Fingern sind die Leisten nicht gut zu krallen und die Züge fühlen sich unmöglich an. Doch nach einigen Goes und einer kurzen Pause gelingt der Durchstieg...


Obed und Manu wollen den Super-Klassiker Selection Door klettern. Obed flasht den Boulder locker mit kalten Fingern und Manu klettert in nach einigen Versuchen im Sommer heute auch locker im ersten Versuch. Danach fragt er sich, wieso er nur letztes Mal diesen Zug nie hingekriegt hat. Für den morgigen Tag befreien wir einige Top-Outs vom Schnee, bevor wir den Rückweg antreten. Nach dem Abendessen brechen Flo, Manu und Michi für eine Nightsession in den Paese-Sektor auf. Mit zweistelligen Minustemperaturen und einer giftigen Bise ist es aber für uns zu kalt um richtig in Fahrt zu kommen. Nach knapp zwei Stunden in der Kälte brechen wir die nicht sehr produktive Aktion wieder ab...


Am Sonntag ziehen Manu und Michi heute wieder zusammen mit Flo in den 'Doigts Verts'-Sektor, wo sich Manu eine schnelle Begehung des Klassikers Lemon Tree holt. Im Centrale-Sektor probieren wir bei besten Bedingungen den schönen Leisten-Kraller Norfolk. Michi kann sich nach einigen Versuchen mit einem Hechtprung an den Henkel den Durchstieg sichern.


Zehn Meter weiter finden wir Papa Razzi, auch ein sehr schöner Boulder, den wir bis jetzt beide noch nie versucht haben. Dank Flo's Coaching können wir Papa Razzi schnell klettern. Beim Schuhwechsel auf dem Block auf einem schmalen Schneepodest kommt schon fast Nordwandfeeling auf. Am Ende des Tages geben wir uns den Rest. Manu powert sich beim Ausbouldern von Birds aus und Michi holt sich am Schluss einen fetten Cut beim Tarzan-Sprung und berührt beim zweiten Ausschwingen trotzdem noch das Pad. Immerhin haben wir jetzt den Grundsatz "bis zum blüete" gerade noch erfüllt.