Sonntag, 27. März 2011

Voralpsee again...


Heute geht’s wieder nach draussen zum Klettern. Als Ziel setzt sich die Voralp gegen alle sonnigeren Ziele durch. Die Kletterei dort ist einfach zu schön und macht richtig süchtig. In den zwei Wochen seit unserem letzten Besuch ist ziemlich viel Schnee geschmolzen und der Zustieg ist schon viel gemütlicher. Trotzdem sind wir die Ersten oben an der Wand und heute verirren sich auch keine anderen glücklichen Kletterer hierher...

Wenn man keine Exen mitnehmen will, ist es am Besten, zum Aufwärmen den ersten Teil der Paradigma zu klettern. Michi schaut sich dabei gleich die Schlüsselstelle nochmals an, die direkt über dem Zwischenstand folgt. Ernüchtert stellt er fest, dass die Griffe immer noch genauso klein sind wie letztes Mal. Doch Voralpsee-Euphorie lässt sich nicht so leicht zerstören. Nach einiger Zeit finden Tobi und Michi eine schlauere Lösung, bei der die listigsten Griffe nur kurz belastet werden müssen. Obed stellt sich inzwischen mental auf seinen Versuch in Mordillo ein. Er kämpft und gibt alles. Kurz vor dem Umlenker reicht es leider noch nicht ganz und es folgt ein schöner Flug ins Seil. Michi gibt einen Versuch in Paradigma und erreicht relativ seriös den Zwischenstand. Er nutzt den Schüttler so gut es geht und der erste Zug in der Schlüsselstelle klappt. Die Unterarme sind schon ein bisschen gepumpt und plötzlich rutschen die Füsse… Immerhin ist die Route machbar, viel hat nicht gefehlt.

Nach einer friedlichen Pause startet Obed nochmals in Mordillo, doch sogar er ist schon ein bisschen müde und es kommt heute nicht mehr besser als vorher. Ohne Pause schiesst er gleich in Lucy und fightet, bis der Pump in den Unterarmen zu mächtig wird. Obed motiviert Michi sich mal Mordillo anzuschauen, damit auch er mit jemandem über die harten Züge diskutieren kann. Fazit nach diesem Versuch: die Route ist super, die Ausdauer aber zu schlecht. Gemütlich packen wir zusammen und machen uns auf den Rückweg. Endlich finden wir den richtigen Weg, jetzt, da der Schnee weggeschmolzen ist. Es war wieder ein super Voralptag, hier werden wir noch lange etwas zu klettern haben.


Alle Berichte vom Voralpsee

Montag, 14. März 2011

Voralpsee

Klettern am Voralpsee – schon viel haben wir von dieser Wand gehört. Von Beat Kammerlander und seiner ‚free solo’ Begehung von Mordillo. Von Routen wie Speed oder Euphorie. Oder von Adam Ondra, der hier seine „best route ever“ geklettert hat. Da müssen wir auch mal hin...

Obed am Voralpsee.

Obed kam schon vor einigen Wochen mit der Idee, mal selber am Voralpsee zu klettern. Am Sonntag fahren Tobi, Obed und Michi dann tatsächlich auf die Voralp, nachdem Obed und Sievi am Tag vorher den Klettergarten ausgecheckt haben. Im Frühling bietet das Auto die einzige Möglichkeit, gemütlich auf die Voralp zu gelangen. Es liegt noch recht viel Schnee, doch mit Bergschuhen und Gamaschen ist das kein Problem. Schon vom Parkplatz aus ist die Wand sichtbar und sticht aus der Landschaft hervor. Vom Berggasthaus geht man zum See hinunter und steigt zum Klettergarten wieder etwa hundert Meter hinauf. Alles liegt noch unter einer Schneedecke und immer wieder sinkt man ziemlich tief ein. Respekt vor Sievi, der sich hier gestern mit den Turnschuhen hinaufgekämpft hat...

Obed und Tobi auf dem Weg zum Klettergarten.

Irgendwann taucht die Wand zwischen den Bäumen auf und zieht wohl jeden Kletterer in ihren Bann. Zum Aufwärmen steht König Drosselbart auf dem Programm. Die Route ist für Voralpverhältnisse sehr grossgriffig und führt unten einer Schuppe und oben einer Kante entlang. Obed lässt sich von den kühlen Temperaturen nicht beeindrucken und zieht die Route locker durch. Tobi und Michi verlieren den Kampf gegen die Kälte, doch nach einer Aufwärmpause ist der listige 'Chuenagel' weg und die Motivation umso grösser. Jetzt sind die Finger warm und es kann richtig losgehen.

Die mächtige Felswand.

Obed startet einen Versuch in Alaska Kid, die er am Samstag beinahe onsight begehen konnte. Den unteren Teil der Route kann er im Flow durchsteigen. Kurz vor dem Top erinnert er sich nicht mehr an die genaue Abfolge, doch mit viel Willen kämpft er sich noch zum Umlenker und punktet die Tour. Tobi und Michi haben sich die einfachere Paradigma als Ziel gesetzt. Die Sequenz der Schlüsselstelle ist im Kopf, für den erfolgreichen Durchstieg muss noch etwas an der Ausdauer gefeilt werden. Doch auch wenn man nicht gleich Erfolg hat, ist Klettern am Voralpsee etwas vom Besten!

Obed will noch Mordillo auschecken. Beat Kammerlander hat diese Route free solo begangen. Dank Seil können wir auch mit unserem Niveau mal reinschiessen. Michi und Tobi versuchen sich zum Schluss noch in Lucy, um der Aussage eines anderen Kletterers auf den Grund zu gehen, der meinte Lucy sei eine der listigsten Routen. Wir können das nur bestätigen, Lucy ist eine richtige Sau (-Route). Die härtesten Züge kommen kurz vor dem Top und heute war es wegen dem schmelzenden Schnee zuoberst auch noch ein bisschen feucht...

Der Tag neigt sich schon langsam seinem Ende zu und unsere Unterarme sind alles andere als unglücklich darüber. Müde aber zufrieden machen wir uns auf den Rückweg. Eines ist uns klar, Voralpsee wir kommen wieder!



Samstag, 5. März 2011

Vamos a la Playa

Als Obed und Michi das erste Mal im Klettergarten in Cevio waren, fiel ihnen gleich die imposante Wand rechts vom Klettergarten auf. Nachdem Sevi und Jan uns von der Route "Vamos a la Playa" erzählt hatten, war klar, wohin es dieses Wochenende gehen soll.

Parete di Cevio

Der Start unserer Unternehmung war dann leider nicht ganz so seriös wie gewünscht. Blöderweise hatten wir den Kletterführer im Bus vergessen. Nach diesem ersten Verlust beschlossen wir aber, den Tag dennoch zu geniessen. Der Zustieg führt am Klettergarten vorbei in einer knappen halben Stunde unter die Felswand. Hier waren wir zuerst unsicher, wo der Einstieg genau sein soll. Eine listige und nasse Felsstufe trennte uns von der eigentlichen Wand. Zum Glück erreichten wir Jan per Telefon, der uns ermunterte, dass wir am richtigen Ort sind und da sahen wir auch schon die ersten Bohrhaken im nassen Fels.


Die erste Seillänge ist noch nicht das wahre Bijoux, alles war noch ein bisschen nass und schmierig. Die zweite Länge, die erste in der richtigen Wand, bietet dafür wunderschöne Kletterei. Nach den ersten guten Griffen kommt gleich die Schlüsselstelle dieser Länge, ein Längenzug in einen Riss. Bei Michi, noch unaufgewärmt, war der Kämpferwille heute nicht so stark ausgeprägt und er hatte hier schon seine Mühe. Die Seillänge beschreibt eine weite Linkskurve und die letzten Meter vor dem Stand sind ein Quergang, in dem es ein bisschen Seilzug gibt. Obed bewältigte die ersten Klettermeter seriös sauber onsight und startete gleich motiviert in die zweite Länge.

Obed im Quergang der zweiten Seillänge, kurz vor dem Stand.

Die Wand steilt sich ziemlich auf, die klare Schlüsselstelle befindet sich auch hier im ersten Teil der Länge. Obed kletterte auch diese kraftraubende Seillänge sauber mit einigen seriösen Fighterschreien, die im ganzen Maggiatal zu hören waren. Irgendwie schaffte es Michi auch zum dritten Standplatz und startete nach kurzer Pause in die vierte Seillänge. Immer noch nicht ganz auf Touren, kam er auf den ersten Metern gleich ins Stocken und einige Minuten später fand er sich wenige Meter unter dem Standplatz im Seil hängend wieder, den ausgebrochenen Griff noch in der Hand. Obed übernahm den Vorstieg und überwand vorsichtig die erste Stelle in der brüchigen Verschneidung. Die Schlüsselstelle sowie die folgenden Meter anstrengender Kletterei gelangen ihm auf Anhieb. Der vierte Stand befindet sich über der grossen Überhangzone, die letzte Seillänge ist deutlich einfacher und kürzer und führt auf ein kleines, gemütliches Plateau hoch über dem Tal. Der Fussabstieg war leider nicht ganz so einfach zu finden. Die gute Pfadspur verlor sich rasch, irgendwann fanden wir weiter unten wieder einen guten Weg. Am besten hält man sich in Abstiegsrichtung immer möglichst links.


Obed am Ausstieg nach seiner Onsight-Begehung.